Hallo Gerd,
eine Patentlösung habe ich nicht. Aber ein paar Anregungen. Doch zunächst einige theoretische Anmerkungen, die Du wahrscheinlich schon kennst. Sie sind eher für die Mitlesenden, die sich noch nicht mit diesen Grundlagen beschäftigt haben.
Grundsätzlich ist das Problem naheliegend: Der Baum ist geschätzt einen guten Meter über dem Cockpitboden. Um bei der Strecke den Baum in die Nähe der Mitte zu bekommen zieht man ihn zwangsweise stark nach unten. Um bei schwachem Wind das Achterliek nicht völlig zu schließen kann man den Baum nicht so weit zur Mitte ziehen.
Das Grundprinzip ist bei fast allen Lösungen das gleiche: Der Zug der Großschot muß schräg zur Seite verlaufen.
(Eine Außnahme wäre es, den erzeugten Zug nach unten durch ein Anspannen der Dirk auzufangen. Dann ist das Problem des senkrechten Zugs nicht gelöst; er wirkt aber nicht mehr aufs Segel.)
Den Zug der Großschot schräger zu bekommen kann man entweder durch ein Versetzen des Fußpunkts a) nach oben oder b) zur Seite erreichen. (Meist wird eine Kombination beider Maßnahmen gewählt.)
Zu a): Manche Jollen fahren den Fußblock auf einem Bügel oder z. B. dem Schwertkasten, so daß er deutlich dichter unter dem Baum sitzt. Würde man den Fußblock bis kurz unter den Baum heben erzeugt man fasst keine Kraft nach unten. Damit kontrolliert man die Spannung des Achterlieks und damit den Twist komplett mit dem Baumniederholer. Der muß dann natürlich in Stärke und Untersetzung der Last auch gewachsen sein. Der zweite Nachteil ist die starke Kraft, die dieser Bügel auf den Boden ausübt. Entweder immense Hebelkräfte eines schmalen Bügels oder ein breiter Bügel der das Cockpit trennt wie ein Zaun.
Zu b): Das wäre der Traveller, der auf dem Boden eines fast schiffsbreiten Cockpits verläuft. Maximal nach Luv, also gegen den Wind, gesetzt, erzeugt er einen flachen Winkel der Großschot.
Die meisten Lösungen sind Mischungen beider Prinzipien oder nicht klar zuzuordnen. So ist in dem folgenden Beitrag ein Traveller auf einem abnehmbarem Reitbalken beschrieben:
viewtopic.php?f=16&t=1128&p=4122&hilit= ... 19f0#p4122
Hier kommt der Fußpunkt höher und ist bis über die Sitzbänke verstellbar. Das ist aus meiner Sicht die Ideallösung: kein großer Umbau am Boot; Statisch wenig Veränderungen, da die Hauptlast weiterhin an dem Fußpunkt gehalten wird. Etwas mehr Zugkraft durch die Hebelkraft bei stark außer mittig gefahrenem Traveller und etwas Druck auf die Vorderkanten der Bänke, gegen die der Reitbalken drückt.
Alternativ könnte man zwei Fußpunkte außen neben dem jetzigen Fußpunkt auf dem Boden montieren und mit je einem Stropp mit dem Fußblock verbinden. So wird Zugrichtung der Großschot schräger. Im Extrem könnte man die Punkte in die auf die Sitzbänke oder sogar auf die Süllkante setzen. Ich glaube aber, daß in dem Bereich die Klappen der Stauräume sitzen, so das die Sitzfläche ausscheidet. Aber theoretisch würde der Zugpunkt noch höher und weiter außen sitzen, so daß der Zug noch weniger nach unten gerichtet ist. (Ich stelle mir aber den höher und lose sitzenden Fußblock unangenehm vor. Schlägt der nicht , wenn z.B. beim Segelsetzen oder 'Bergen das Segel schlägt?)
Im "Palstek" (Segelmagazin) wurde mal vorgeschlagen die Großschot oder eine Hilfsschot außen anzuschlagen. Das war allerdings auf eine Jacht mit Fußreling bezogen. Ginge aber im Prinzip auch bei der Varianta.
Auch Deine Variante funktioniert. Grundsätzlich könnte man seitlich Stroppse verwenden, so daß der Anschlagpunkt des Fußblocks weiterhin mittig, aber höher sitzt. Deine Version mit verstellbaren "Seitenleinen" auf Curryklemmen funktioniert sicher. Man kann sie nach meiner Vorstellung nur bei stärkerem Wind nicht nutzen. Dann wird die Kraft auf die Leinen und damit auch die Klemmen zu groß. Neben der Belastung wird auch das Lösen der Leinen unter Zug gefährlich. Alternativ könntest Du den senkrechten Stropp durch Dynema o.ä. ersetzen. Das läßt sich kinderleicht spleißen. Da könntest Du direkt unter dem oberen Auge eine dieser neuen Rundkauschen ("Tye Tec Thimble" oder ein ähnliches Produkt) einspleißen. Dadurch ließen sich die seitlichen Leinen umlenken, sie daß eine einfache Untersetzung entsteht. (Halbe Kraft beim Trimmen und 1/2 Zug auf die Klemme.)
Das heiße natürlich auch mehr Kraft auf die Befestigungspunkte. Du muß also auch prüfen, wie viel Kraft Du den Befestigungspunkten zumuten willst und danach das restliche System auf die Belastung auslegen.
Einstweilen alles Gute Walter